Mantrailing – Spur, Geruch & die Kunst des Traillegens

Silke Ackermann • 12. Oktober 2025

Warum theoretisches Wissen im Mantrailing den Unterschied macht  

Geruch ist etwas, das wir nicht sehen – und gerade deshalb so faszinierend.
Im Mantrailing entscheiden winzige Moleküle, wie erfolgreich ein Team arbeitet.
Doch das, was für den Hund selbstverständlich ist, bleibt für uns oft ein Rätsel.

Geruch ist Bewegung, kein Punkt

Geruch besteht aus Milliarden mikroskopisch kleiner Moleküle, die sich ständig verändern. Sie lösen sich von Haut, Haaren und Kleidung, werden durch Wind getragen, lagern sich ab – und bilden ein unsichtbares, lebendiges Netzwerk.

Wenn ein Hund trailt, folgt er keiner Linie, sondern einem dreidimensionalen Geruchsfeld. Er liest Temperatur, Wind, Feuchtigkeit und Oberflächen wie Kapitel einer Geschichte. Für ihn ist die Welt ein Mosaik aus Düften, Richtungen und Intensitäten.

Fakt: Hunde besitzen etwa 300 Millionen Riechzellen, Menschen nur rund 5 Millionen. Ihr Riechhirn ist 40 Mal größer als unseres – sie erkennen, wie alt ein Geruch ist und wohin er sich bewegt. (Jezierski & Ensminger, 2016)

„Der Hund folgt nicht der Spur – er folgt dem Geruch, den die Spur hinterlässt.“

Spurverhalten – was zwischen Start und Ziel wirklich geschieht

Sobald sich ein Mensch bewegt, entstehen unzählige winzige Geruchspartikel, die sich an der Umgebung ablagern. Diese Partikel werden von Wetter, Gelände und Bewegung beeinflusst – sie bleiben an Gras hängen, werden vom Asphalt reflektiert, durch Sonne angehoben oder durch Regen fixiert.

Einige Beispiele:

  • Windrichtung: transportiert und verschiebt Geruchsfahnen
  • Feuchtigkeit: bindet Geruch, trockene Luft löst ihn auf
  • Temperatur: erzeugt Auf- oder Abwinde
  • Oberfläche: raue Böden speichern, glatte reflektieren Geruch

Die Spur lebt – sie verändert sich ständig. Was der Hund riecht, ist kein statischer Pfad, sondern ein bewegtes Muster aus Verdichtung und Verflüchtigung.

Traillegen bedeutet, Geruch zu denken

Viele Schwierigkeiten im Training entstehen nicht beim Hund, sondern beim Traillegen.

Ein Startpunkt mitten auf einer offenen Fläche, Wind von der falschen Seite, zu viele Kreuzungen oder zu kurze Abstände – all das kann eine Spur unlesbar machen.

Wer Trailing als Lernprozess versteht, erkennt: Das Legen eines Trails ist eine didaktische Aufgabe, kein Spaziergang. Die Traillegung entscheidet darüber, was der Hund überhaupt wahrnehmen kann – und damit über den Lerneffekt.

Ein guter Trail ist:

  • logisch aufgebaut
  • an das Trainingsziel angepasst
  • lesbar in seiner Geruchsführung
  • so gestaltet, dass Erfolg aus Verstehen entsteht, nicht aus Zufall


Theorie als Fundament – nicht als Gegensatz zur Praxis

Theorie hat im Hundetraining oft ein schlechtes Image: zu trocken, zu abstrakt.

Doch im Mantrailing ist sie der Schlüssel, um Fehler zu vermeiden und Fortschritte zu fördern.


Wer weiß, wie Geruchsdynamik funktioniert:

  • kann Trails planen statt nur laufen,
  • erkennt, wann der Hund wirklich arbeitet – und wann er kompensiert,
  • und kann Lernziele gezielt steuern.


Theorie ist nichts anderes als der Versuch, die Wahrnehmung des Hundes in menschliche Sprache zu übersetzen.

Sie schafft Verständnis, Bewusstsein und Fairness im Training.

Von der Spur zum Spürsinn

Mantrailing ist mehr als das Finden einer Person. Es ist Kommunikation über Geruch, Konzentration und Vertrauen.

Wenn wir beginnen, die „Logik des Geruchs“ zu begreifen, verändert sich unser Blick auf Training, Hund und Natur gleichermaßen.

„Mantrailing ist kein Ratespiel. Es ist Teamarbeit über unsichtbare Spuren.“


Seminare bei Doghumens

Bei Doghumens biete ich regelmäßig Seminare und Workshops zu Themen wie Spurverhalten, Geruchsdynamik, Trailaufbau und Mantrailing-Praxis an. Aktuelle Termine findest Du auf www.doghumens.de

von Silke Ackermann 16. September 2025
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